Cover: Inklusionsorientiert Lehren und Lernen - Methodenkatalog für den Hochschulkontext

Inklusionsorientiert Lehren und Lernen - Methodenkatalog für den Hochschulkontext

Pferdekämper-Schmidt, Anne; Sartor, Teresa; Wilkens, Leevke; York, Jana


3.2 Lehr- und Lernformate

 Anne Pferdekämper-Schmidt 1
 Teresa Sartor 1
 Leevke Wilkens 1
 Jana York 1


1 Rehabilitationswissenschaften, Technische Universität Dortmund, Dortmund, Germany

Leitfragen des Kapitels:

  • In welchem Kontext findet die Lehrveranstaltung statt?
  • Wen möchte die Veranstaltung ansprechen?
  • Welche Lehrformate gibt es?
  • Welche Methoden und Inhalte eigenen sich für Präsenzformate und welche eher für Onlineformate?

In der Konzeption und Durchführung von Lehrveranstaltungen lassen sich die Veranstaltungsformate nach Art und Grad der Interaktion [1] einteilen.

  1. Vorlesung / Vortrag / Keynote
  • Dozent*in vermittelt Inhalte, Teilnehmende hören zu
  1. Seminar / Übung / Tutorium / Workshop / Training
  •  Erarbeitung von Inhalten im Diskurs
  1. Fragend entdeckende Lehr- und Lernformate
  • Teilnehmende erarbeiten Inhalte selbständig, angeleitetes Selbststudium

Als Beispiele für fragend entdeckende Lehr- und Lernformate gelten (Unterrichts-) Konzepte wie das Forschende Lernen, das projektbasierte Lernen, Fallstudien oder Studienprojekte sowie Planspiele.

Alle drei Veranstaltungsformate können flexibilisiert werden, indem sie entweder untereinander oder mit digitalen Formaten und Selbstlernphasen kombiniert werden [2]. In der Regel spricht man in dem Fall von Blended Learning Konzepten, die sich in der Literatur auch unter den Begriffen Flipped Classroom oder Inverted Classroom wiederfinden. Hierbei werden intermittierend Wissensinhalte aus Selbstlernphasen in E-Learning-Kursen mit Präsenzlernphasen kombiniert und verknüpft, so dass es im Wechsel zu synchronen und asynchronen Lernphasen kommt.

Abbildung 1: Exemplarischer Ablauf eines Blended Learning Konzeptes

Exemplarischer Ablauf eines Blended Learning Konzeptes von Vortest über abwechselnde Phasen von Präsenz- und Online-Lehre bis zur Prüfung. Die Präsenz- und Online-Lehrphasen werden von einem E-Learning-Angebot flankiert.

 

Die Selbstlernphasen ermöglichen es den Teilnehmenden, ihre Selbststeuerungs- und Organisationsfähigkeiten auszubauen [3, 4]. Durch die flexible, individuelle Steuerung und Gestaltung des Lernens sowie orts- und zeitunabhängige Zugänge in den Selbstlernphasen profitieren unterschiedliche Zielgruppen [5, 6]. Dabei unterstützen flexible Lernmodelle insbesondere Teilnehmende mit Beeinträchtigung, aber auch Menschen mit langer Anreise zu Lernorten oder mit familiären Betreuungsverpflichtungen [4]. Die Präsenzlernphasen eignen sich besonders für Methoden und Inhalte, die auf Kommunikation und Interaktion ausgelegt sind, also die Diskurs- und Reflexionsfähigkeit der Studierenden anregen. Die Auswahl und Abfolge der jeweiligen Lernphasen sollte immer in Abwägung mit den Lernzielen und Bedürfnissen der Lerngruppe stehen. So kann es auch sein, dass flexible Lernmodelle insbesondere Teilnehmende ansprechen und motivieren, die von vornherein individuelle Lernprozesse gut steuern können. Anderseits können die Modelle wiederum Teilnehmende ausschließen, die von außen strukturiertes Lernen benötigen. Daher eignen sich gerade Blended Learning Konzepte, als inklusionsorientierte Lernumgebungen, die beide Elemente aufgreifen.


References

[1] Winteler, Adi (2011): Professionell lehren und lernen. Darmstadt: WBG.
[2] Ehlers, Ulf-Daniel (2011). Qualität im E-Learning aus Lernersicht (2. überarbeitete Aufl.). Wiesbaden: VS Verlag.
[3] Vallaster, Christina, Sageder, Martina (2020): Verändert Covid-19 die Akzeptanz virtueller Lehrformate in der Hochschulausbildung? Implikationen für die Hochschulentwicklung. Zeitschrift für Hochschulentwicklung, 15 (4), 281-301). Online verfügbar unter: https://zfhe.at/index.php/zfhe/article/view/1462, zuletzt geprüft am 21.01.2021.
[4] Wenzel, Günther, Walenta, Christa, Wahl, Ingrid (2019). Flexibilität und Struktur am Beispiel einer Lehrveranstaltung im Blended-Learning-Design. Zeitschrift für Hochschulentwicklung, 14, (3), 91-101. Online verfügbar unter: https://zfhe.at/index.php/zfhe/article/view/1240, zuletzt geprüft am 21.01.2021.
[5] Castro, Robin (2019). Blended learning in higher education: Trends and capabilities. Education and Information Technologies, 24(4), 2523-2546.
[6] Hanft, Anke, Zawacki-Richter, Olaf, Gierke, Willi B. (2015). Herausforderung Heterogenität beim Übergang in die Hochschule. Münster: Waxmann.